Das Mainzer Rathaus nach einem Entwurf von Arne Jacobsen erfordert einen besonders sensiblen Umgang mit der denkmalgerechten Sanierung. Ein zentrales Thema dabei ist die Fassade. Diese bestand aus charakteristischen Steinplatten aus Norwegen. Diese Fassadenplatten müssen ersetzt werden, da ein Großteil nicht mehr sicher angebracht war.

Da das Originalmaterial für eine Sanierung nicht mehr zur Verfügung stand, mussten Alternativen gefunden werden. Hier fiel die Entscheidung, an Stelle des Natursteins bedrucktes Feinsteinzeug zu verwenden. Dies ermöglichte die energetische Ertüchtigung des Gebäudes bei Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes im Einklang mit dem Denkmalschutz.

Die Zielvorgabe für die Rekonstruktion ist, dass die Fassade vom Grundsatz her der optischen Erscheinung des Zustandes vor der Demontage entspricht. Das heißt, der Grundfarbton sowie der Oberflächencharakter der neuen Platten soll den gealterten, leicht reliefierten entsprechen. Der im Bestand verwendete Naturstein weist viele markante Typen auf, sodass jede aufgrund variierender Zeichnung ein Unikat darstellt.

Um dem Original möglichst nahe zu kommen, wurden 30 demontierte Ursprungsplatten aus dem Materialdepot fotografiert. Im Anschluss wurden gemeinsam mit dem Auftraggeber, der Stadt Mainz, Dekore ausgewählt. Um einen sichtbaren Rapport der Muster zu vermeiden wurden eine ausreichende Anzahl an unterschiedlichen Motiven ausgewählt. Diese lassen sich durch einfache 180 Grad-Drehungen der Platten beim Einbau verdoppeln. Zusammen mit einer guten Verteilung kann so ein Bild erzeugt werden, das den Eindruck sich ständig ändernder Musterung der Fassade vermittelt und den Bestand wiedergibt.

Dieser Ansatz wurde auf der Baustelle anhand einer Auslegung von 144 neuen Fassadenplatten, angeordnet im geplanten Verlegemuster, überprüft. So konnte auch die Anzahl der Motive zur Reproduktion bestätigt werden. Als Material hat das Projektteam „Active Keramik“ ausgewählt. Die Herstellung der neuen Platten erfolgt mittels eines 3D-Druck-Verfahrens. Hierbei wird der Druck in die Keramikplatte eingebrannt und eine reliefartige Oberfläche generiert.

Das Vorgehen und die Bemusterung auf der Baustelle waren erfolgreich: Am Ende erfolgte die Freigabe der geplanten Umsetzung der neuen Fassade durch die Untere Denkmalbehörde (UDB) sowie der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Die für den Termin produzierte Musterfläche wird später im Bereich des Ratssaals montiert.

Active Keramik

Die geplante Keramik bietet in Verbindung mit der ISO-zertifizierten Active-Vergütung (Beschichtung) luftreinigende, selbstdesinfizierende und selbstreinigende Eigenschaften. Die ökoaktiven Eigenschaften des Materials wandeln die am häufigsten vorkommende Schadstoffe der Luft um. Vor allem können sie Stickoxide (NOx) abbauen, die von Kraftfahrzeugen freigesetzt werden und gesundheitsschädlich sind. Dank der Einwirkung von natürlichem und/oder künstlichem Licht und der natürlichen Luftfeuchtigkeit müssen aktive, photokatalytische Keramiken nicht gewartet werden und bleiben im Laufe der Zeit aufgrund ihrer selbstreinigenden Eigenschaften antibakteriell, antiviral, und schmutzresistent. Die Fassade reinigt sich durch den natürlichen Regen. Die Wirkung der verbauten Fassade im Rathaus Mainz entspricht dabei von ihrer Wirkung gegen NOx einer Grünfläche von 20.000 qm.

Bilder: © Torsten Silz / Landeshauptstadt Mainz


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Greta Kossing
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